Communities sind die Zukunft!
Sie schaffen Innovation, ermöglichen Teilhabe und steigern das Engagement.
„Gutes Community-Management wirkt bis in die Produktentwicklung und kann so Innovationen anschieben. Unternehmen und Organisationen benötigen eine enge Beziehung auf Augenhöhe zu ihrer Zielgruppe, um langfristig zu bestehen und sich weiterzuentwickeln.“
Arne Klauke leitet bei der matrix den Bereich „Kommunikationsberatung, Medienkreation & Community“ und bringt sich als Mitglied der Geschäftsleitung in die strategische Ausrichtung des Unternehmens ein. Im vergangenen Jahr war er vor allem mit dem Zusammenführen der Web- und der Community-Entwicklung beschäftigt und leitete die Erstellung einer Community-Plattform für zdi.NRW. Arne ist verheiratet, hat eine kleine Tochter und engagiert sich gesellschaftlich in seiner niederrheinischen Wahlheimat Meerbusch. Eine seiner großen Stärken ist das AKTIVIEREN. Also das Zusammenbringen, Motivieren, Vernetzen und Begeistern von Menschen: Seit vielen Jahren baut er Brücken auf & Hemmschwellen ab und macht eine Beteiligung im digitalen Raum für unterschiedliche Akteur:innen so einfach wie möglich.
Hallo Arne, du verantwortest das Thema Community-Building bei matrix. Was fasziniert dich so sehr am Thema Communities?
Digitale Lösungen können grundsätzlich unser Leben erleichtern, Grenzen aufbrechen, Teilhabe ermöglichen und Innovationen schaffen. Gut gemacht bereiten sie manchmal auch einfach Spaß, beispielweise durch soziale Interaktion – ein Grundbedürfnis aller Menschen, das wir gut in Communities aufgreifen können: Wie cool ist es, dass ich mich unkompliziert im Internet mit alten Schulfreund:innen austauschen kann oder in einer Gruppe, in der sich Menschen mit gleichen Interessen kennenlernen können. Sie haben eine ähnliche Reise zurückgelegt und verstehen sich oft mit nur wenigen Worten. Oder nehmen wir große Gemeinschaften, wie chefkoch.de oder thingiverse.de. Die beiden Communities würden sich vielleicht selbst gar nicht als solche bezeichnen. Dennoch tauschen Menschen hier ihre Erfahrungen aus, fühlen sich in Teilen ihrer Identität verbunden und in diesem konkreten Fall haben sie auch eine gemeinsame Struktur, auf der sie sich bewegen: einen digitalen Marktplatz.
Kürzlich startete die MINT-Community für das Projekt zdi, für die du mitverantwortlich warst. Was will dieses Projekt erreichen?
In der MINT-Community NRW wecken wir Neugierde für Naturwissenschaften und Technik und bringen Menschen zusammen. So schaffen wir Reichweite für MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) und die jungen Menschen wachsen an den Aufgaben und erfahren lebensnahes MINT-Wissen.
Was heißt das genau?
Auf der zdi-Community-Plattform stellen MINT-Netzwerke ihre Angebote ein und tauschen sich untereinander aus. Jugendliche finden Kurse und andere Angebote und können sich dafür anmelden, aber sich auch, wie bei Insta & Co., miteinander vernetzen. Für ihr Engagement auf der Plattform sammeln sie Punkte in Form von Badges bzw. Micro Degrees, die in einem MINT-Lebenslauf zusammengetragen werden.
Wie seid ihr bei der Entwicklung dieser Community vorgegangen?
Iterativ und partizipativ, denn unsere Erfahrung bei matrix zeigt, dass eine Community am besten funktioniert, wenn User von Anfang an beteiligt sind. Den Prototypen der Plattform haben wir mit einigen der zdi-Netzwerke designed. Dafür haben wir erprobte und effiziente Prozesse, wie wir diese Nutzer:innen einbinden. Beispielsweise BarCamps. Hackathons oder Persona-Workshops. Nach einer Testphase haben wir weiterentwickelt und nun aktivieren wir die große zdi-Community, um an der nächsten Stufe der Entwicklung teilzunehmen.
Hast du Beispiele aus Projekten, die helfen zu verstehen, welchen Vorteil und welche Nachteile das Vorgehen hat?
Wir nutzen bei matrix – sofern möglich – co-kreative oder partizipative Methoden, um eine hohe Akzeptanz in der Zielgruppe zu schaffen – mit unterschiedlichem Beteiligungsgrad. Dabei kommt es vor allem darauf an, die richtigen Personen im Prozess zu beteiligen: Profis, Impulsgeber und Nutzer:innen. Nachteil ist, dass die Prozesse manchmal etwas länger dauern. Erfolgskritisch ist ein empathisches und professionelles Management dieser Beteiligungsprozesse: Community-Management eben. Nehmen wir ein Beispiel aus dem MINT-Bereich: Im zdi-Projekt haben wir in YouTube-Workshops die notwendigen Skills vermittelt, um ein Video zu produzieren und den Jugendlichen die Plattform geboten, ihre Videos prominent zu platzieren.
Die Themen und die Darstellungsform wählen die Jugendlichen selbst und schaffen damit eine hohe Akzeptanz, da sie Teil der Zielgruppe sind. Die Videos, die hier entstanden sind, haben mehrere zehntausende Klicks und vermitteln MINT-Zusammenhänge wirklich gut erzählt und dargestellt. Einige davon konnten wir in einem extra eingeführten „Science Video Award“ auszeichnen.
Welches Potenzial steckt aus deiner Sicht in Communities? Warum sollten Organisation und Unternehmen sich damit auseinandersetzen?
Community-Management wird in der Zukunft noch eine viel bedeutendere Rolle spielen, weil es hilft, Kunden und Interessensgruppen nachhaltig zu binden. Dabei können Communities selbst in Krisenzeiten:
- Akzeptanz und Reichweite schaffen,
- Word of Mouth und Loyalität erzeugen,
- bei der Marktforschung helfen,
- nutzergenerierte Inhalte schaffen, beispielsweise Bewertungen oder Produktvideos aus der Community,
- und Innovationsprozesse und Ideenmanagement anregen.
Wichtig ist dabei, dass Community-Management nicht als bloßer Kundenkontakt missverstanden wird. Gutes Community-Management ist Begegnung auf Augenhöhe mit der Zielgruppe und muss in jeden Bereich einer Organisationsstruktur hineinwirken, eine wichtige Querschnittsaufgabe also. So können Communities Innovationen anschieben. Communities werden von wenigen besonders Aktiven getragen. Das sind oft Ehrenamtler:innen oder diejenigen, die beruflich gerne die extra Meile laufen. Diesen muss man auf Augenhöhe begegnen, sie aktivieren und besonders unterstützen.
Was macht dir am meisten Spaß an deiner Arbeit?
Besonders viel Spaß macht mir, dass mir bei meiner Arbeit immer wieder berührende und faszinierende Geschichten begegnen. Geschichten bleiben hängen. Das ist menschlich.
Wir erzählen sie weiter. Ob, wie damals, am Lagerfeuer oder heute viral in den sozialen Medien. Dieser Content ist unser kulturelles Erbe und Gedächtnis. Als digitale Lösung ist die Community-Plattform wie der Marktplatz, das Zentrum der Gemeinschaft. Hier kommen alle zusammen. Hier wird Demokratie gelebt. Hier wird Handel betrieben. Hier finden Demonstrationen statt. Hier tauschen Menschen unwichtige, aber auch überlebenswichtige Informationen aus. Aber wie muss der Obstverkäufer seinen Stand gestalten, um wahrgenommen zu werden? Müssen wir Videos produzieren? Ist ein Podcast das richtige Medium? Was müssen beispielsweise die Klimaaktivist:innen tun, um genügend Unterstützer:innen zu bekommen und wie können die Bürgermeister-Kandidat:innen Beteiligung schaffen? Ist eine breite Kampagne die richtige Wahl? Welche Funktionen muss der Marktplatz haben, um das zu ermöglichen? Oder ist eine hybride Veranstaltung sinnvoll?
All diese Fragen stellen wir uns bei matrix und begleiten dabei ganzheitlich, von der Beratung bis zur Durchführung. Dabei geht es mir vor allem darum, Communities zu entwickeln und Menschen zu aktivieren, teilzuhaben. So schaffen wir lebendige Lösungen, die nachhaltig funktionieren. Die (digitale) Plattform, egal ob klassische Veranstaltung, Social Media oder eigene Plattform, ist dabei Mittel zum Zweck.
Du bist ein echter Social Media Junky. Was fasziniert dich daran?
Meine Vision ist es, dass ich mit meiner Profession und Passion dazu beitrage mehr Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, die es verdient haben. Dabei sind mir die Themen der digitalen und generationsübergreifenden Teilhabe, des Tierschutzes und der Demokratie besonders wichtig. Mit meiner Arbeit möchte ich dazu beitragen Reichweite für diese Themen zu schaffen – dafür möchte ich Awareness auf beispielsweise Social Media Kanälen erzeugen, Marktplätze bauen und Gemeinschaften aktivieren. Und da ist es für mich nur naheliegend crossmedial meine Stärken zu nutzen, um die Menschen in ihrem Wirken zu unterstützen.