Creative Hubs & Labs
Best Practice –
Spannende Labs
OecherLab – Aachens smartes Co-Creation-Center
Die Vision von der intelligenten digitalen Stadt kann nicht von einzelnen Akteur:innen in die Praxis umgesetzt werden. Im Rahmen des Reallabors OecherLab in Aachen werden Bürger:innen zu Co-Entwickler:innen und Innovationen können im Dialog mit der Stadtgesellschaft erprobt werden.
Ein Ort der Begegnung und Vernetzung von Bürger:innen, Stadtverwaltung, Forschung und Wirtschaft bietet den kreativen Raum für innovative Lösungen zu verschiedenen Themenbereichen. Unter anderem werden im Smart City Cluster die Themen Mobilität & Logistik, Handel & lebenswerte Innenstadt und digitale Gesundheit erlebbar gemacht und co-kreativ bearbeitet.
Wechselnde Zukunftsräume mit Ausstellungen, verschiedene Veranstaltungsformate und regelmäßige Termine zum direkten Dialog mit der Stadtverwaltung bieten viele Anknüpfungspunkte für die städtische Community, um sich nicht nur über digitale Technologien zu informieren, sondern die Zukunft der Smart City selbst zu prägen. Exponate von Prototypen und zu wissenschaftlichen Forschungsprojekten sind so für jede und jeden zugänglich und die Entwickler:innen profitieren von neuem Input zu ihren Projekten. Das OecherLab liegt zudem zentral in der Stadt und kann für Co-Working sowie Workshops genutzt werden.
Quick Facts OecherLab Aachen
Name | OecherLab – Aachens smartes Co-Creation-Center |
Ort | Kapuziner Karree, Aachener Innenstadt |
Kategorie | Reallabor, Co-Creation-Center, Co-Working, Ausstellung |
Zielgruppen | Bürger:innen, Wirtschaft, Stadtverwaltung, Politik |
Ziel | Visionen, Ideen und Projekte für das digitale Aachen von morgen werden entworfen, erprobt und in eine Smart-City-Strategie überführt |
Schwerpunkt | Smart City |
Gründungsjahr | Eröffnung 2021 |
Trägerin Kooperationspartner | Stadt Aachen cowork AG, Dialego AG, RWTH Aachen – Lehrstuhl für Informationsmanagement im Maschinenbau (IMA) |
Gefördert von | Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW (Das Projekt wird im Rahmen des Programms „Digitale Modellregionen in NRW“ gefördert.) |
Studien, Forschung & mehr
„Innovation
ist das Steuern von Zufällen“
Über Innovation an Hochschulen, Innovationsökosysteme sowie MakerSpaces als Methode und Eintrittstür geht es im Interview mit Dr. Ronald Kriedel, TU Dortmund, und Carsten Schröder, FH Münster. Einig sind sich beide: Innovation Labs und andere Innovationsorte sind gekommen, um zu bleiben.
Lesson learned –
Erfahrungen & Empfehlungen
Frauen für Labs begeistern
Was kann ein Lab tun, damit mehr Frauen aktiv sind? Im Interview teilt Adriana Cabrera, Expertin für Labs bei der matrix, ihre Erfahrung aus verschiedenen Projekten.
Lessons learned:
1|5
Frauen in Frauengruppen einladen.
2|5
Nachhaltigkeitsthemen in Projekten aufgreifen.
3|5
Frühzeitig die Mädchen ansprechen.
zum Interview mit
Adriana Cabrera
Der neue EFRE-Regio.NRW-Aufruf kommt.
– Birgit Neyer im Interview mit Volker Ruff
Liebe Birgit Neyer, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, heute mit uns über die Bedeutung von Förderprogrammen und die rechtzeitige Vorbereitung für die Antragstellung zu reden.
Vorweg ein paar Fakten zu Ihrer Person und Position: Aktuell sind Sie die Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Steinfurt (WESt) und gleichzeitig die Vorsitzende des Verbandes für die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen e.V.
Frau Neyer, in Ihrer Region und bei Ihren Mitgliedsunternehmen konnten Sie in den letzten Jahren viele Förderprojekte erfolgreich akquirieren und selbst eigene, sehr erfolgreiche Projekte durchführen. Der Fokus lag, nicht nur, aber besonders auf dem Regio.NRW.
Was ist aus Ihrer Sicht in der Vorbereitung auf eine erfolgreiche Beantragung besonders wichtig?
Der Regio.NRW zielte in der letzten Förderperiode des EFRE bis 2020 im Wesentlichen darauf ab, die Entwicklung von regional bedeutsamen und wirksamen Projekten voranzutreiben, die einen Beitrag zur Standortentwicklung und zur Wettbewerbsfähigkeit der Region leisten sollten.
Dieser Aufruf richtete sich vor allem an kommunale und regionale Wirtschaftsförderungen, die Hochschulen, andere Forschungseinrichtungen und die Kammern. Aktuell stehen wir vor der Situation, dass bald wieder, voraussichtlich nach den Sommerferien, ein neuer EFRE-Regio.NRW-Aufruf erfolgen wird.
Die genaue Ausgestaltung kennen wir noch nicht. Aber eines ist bereits heute klar: Es wird wieder darum gehen, den Herausforderungen in der Region mit kreativen Konzepten und Ideen zu begegnen. Also regionale Ansätze für eine Energiewende in der Wirtschaft, den Fachkräftemangel, Digitalisierung und Gründung zu finden. Sicherlich gepaart mit neuen Herausforderungen in der neuen Förderperiode, der Region und der Wirtschaftsförderung.
Die Antragsteller müssen sich also intensiv mit den Inhalten des OP EFRE NRW beschäftigen und gleichzeitig die strukturellen Herausforderungen der jeweiligen Region berücksichtigen. Ich möchte betonen, der Einsatz von Fördermitteln kann immer nur eine Unterstützung für Initiativen und Aktivitäten sein, der regional bedeutsame Entwicklungen vorantreibt, die aber aus Mangel an Markt nicht vorankommen. Eine Motivation, ausgelöst durch Fördermittel, trägt nicht zur echten Entwicklung eines Standortes bei. Es gilt bei allen Leistungen die Wirksamkeit der Maßnahmen im Auge zu behalten und zu begründen. Für den Fördermittelgeber und sich selbst!
Und es ist sicherlich förderlich, zu einem möglichst frühen Zeitpunkt mit den Partnern in der Region im Austausch zu sein und erste Ideen und Ansätze vorzudenken.
Was sind aus Ihrer Sicht die ersten notwendigen Schritte?
Die Wirtschaftsförderungseinrichtungen stehen beim EFRE Regio.NRW alle drei Jahre vor der gleichen Herausforderung, gute Projekte, die sie bereits in den letzten Jahren erfolgreich umgesetzt haben, in eine neue Phase zu überführen oder die Learnings aus den Projekten zu ziehen und weitere neue Projekte zu entwickeln und zu etablieren, damit der angestoßene Entwicklungs- und Strukturprozess nicht ins Stocken gerät. Rechtzeitige Vorbereitung, zum Beispiel durch intensive Netzwerkarbeit, wie wir sie im Münsterland betreiben, oder auch andere Unterstützungsleistungen zur Vorbereitung der Anträge in der Konzeption sowie in der Umsetzungsplanung sind dringend notwendig. Die nachhaltige und tragfähige Entwicklung in der Region ist unser verbindendes Element – das wollen wir alle. Jede Institution bringt aus ihrer Perspektive unterschiedliche Ideen ein – auch hier fördert Vielfalt die Entwicklung spannender neuer Ansätze.
Haben Sie erste Ideen und Hinweise, wie der Regio.NRW 21-27 ausgestaltet sein kann?
Trotz aller Unklarheit im neuen Regio.NRW müssen sich die Projekte im Wesentlichen natürlich am operationellen Programm des EFRE orientieren. Spannend könnte es sein, bestehende und erfolgreiche Projekte in die neue Förderphase zu transferieren. Dafür notwendig sind jedoch inhaltlich wirklich substanzielle Weiterentwicklungen der Ansätze, um auch in einem zukünftigen Förderaufruf bestehen zu können. Bereits bekannt ist, dass es erstmals mehrere Förderaufrufe bzw. Timeslots geben wird, die dazu genutzt werden können, die Projektideen zum richtigen Zeitpunkt zu qualifizieren. Der ursprüngliche Druck, den es bei früheren Förderphasen gegeben hat, ist somit etwas entschärft. Das entbindet in meinen Augen aber nicht die Wirtschaftsförderungseinrichtungen, sich rechtzeitig und intensiv mit der Antragstellung auseinanderzusetzen.
Welche Rolle spielen dabei Innovationsorte?
Inhaltlich wird in meinen Augen vor allem der Aufbau von Innovationsorten wie Creative Labs und Hubs, von MakerSpaces und von FabLabs und weiteren innovationsstiftenden Orten eine wesentliche Rolle spielen. Um Innovationsökosysteme aufzubauen, brauchen wir diese Orte, an denen Kreativität fließen kann. Nur so schaffen wir es, Innovationsökosysteme in den Regionen aufzubauen.
Galt es bisher, Projekte aufzusetzen, die zum Ziel hatten, die regionalen Strukturen als auch die Unternehmerlandschaft in den Regionen substanziell weiterzuentwickeln durch innovationsfördernde Maßnahmen, wird der neue Regio Call nach heutigem Stand darauf aus sein, Verbünde, Netzwerke, Innovationsökosysteme oder Communities als starken Bestandteil mit in die Förderung einfließen zu lassen. Der Aufbau dieser innovationsschaffenden Orte als konsequente Weiterentwicklung zu vorhandenen, bisherigen Projektideen ist in meinen Augen tatsächlich eines der wesentlichen Argumente für eine substanzielle Weiterentwicklung. Ich empfehle daher allen potenziellen Antragstellern, sich rechtzeitig mit ihren Netzwerken, Partnern und weiteren Akteuren bereits heute – auch vor der offiziellen Verkündung der Programmstruktur – zu vernetzen und erste Ideen zu entwickeln, die auf die Ziele des OP EFRE einzahlen und natürlich die regionalen Besonderheiten fördern sollen. Ich bin überzeigt, dass der Regio.NRW 21-27 als ein besonders gutes Beispiel regionalisierter Strukturpolitik wirksame Innovationen auslösen kann.
Vielen Dank für das Gespräch.
Volker Ruff
Tools, Methoden & Typologie
Checkliste Teil 2: Ein Innovation Lab für eine Region konzipieren
In der Region soll ein neuer Innovationsort entstehen, aber wofür genau?
Es gibt bereits eine Idee und Fördergelder stehen bereit, aber wie genau soll das Innovation Lab ausgestaltet werden?
Im Meeting nicht im richtigen Moment aufgestanden und jetzt sollst du ein Innovation Lab planen?
Unsere Checkliste zur Konzipierung von Innovation Labs gibt Orientierung und hilft, die Planungsarbeit zu strukturieren. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen linearen Prozess: Immer wieder muss auf vorherige Ergebnisse zurückgegriffen, diese überprüft und ggf. angepasst werden.
Zudem sollte ein partizipativer Prozess angestrebt werden, bei dem die Fragen gemeinsam mit den Projektpartner:innen, Stakeholder:innen und vor allem den Zielgruppen erarbeitet werden. Nur so entsteht ein – an den tatsächlichen Bedürfnissen der Region ausgerichteter – Ort, der einen echten Mehrwert für das Innovationsökosystem liefern kann.
Die Checkliste gliedert sich in fünf inhaltliche Teile:
- Teil: Strategische Positionierung und Zielbild
- Teil: Nutzungskonzept
- Teil: Betriebsmodell und Finanzierungskonzept
- Teil: Raumkonzept und Ausstattung
- Teil: Umsetzung und Test
Aufbauend auf der in Teil 1 beschriebenen strategischen Positionierung und dem Zielbild, das die konkreten Zielgruppen und übergeordneten Ziele sowie die inhaltlichen, thematischen Handlungsfelder festlegt, sollte ein Nutzungskonzept entwickelt werden.
Teil 2: Nutzungskonzept & programmatischer Rahmen
- Welche konkreten Angebote gibt es bereits am Markt?
Es geht darum, mögliche konkurrierende Angebote in den Blick zu nehmen und diese genauer zu analysieren. Was sind die Inhalte und Themen? Welche Formate werden genutzt? Welche Dauer bzw. Arbeitsumfang haben diese? - Woher bekommen wir Inspiration und Impulse?
Es sollte gezielt nach innovativen, besonders erfolgreichen Angeboten recherchiert werden. Diese müssen auch nicht zwingend aus dem eigentlichen Themenfeld kommen, welches im Fokus des neuen Innovation Labs stehen soll. Spannende Formate können beispielsweise häufig auf das eigene Anwendungsfeld übertragen werden. Wenn möglich, hilft die Teilnahme an solchen Angeboten zu verstehen, wie diese sich „anfühlen“ und was diese wirklich ausmacht. - Wie wollen wir in zukünftigen Angeboten arbeiten?
Bevor das „Was“ im Vordergrund steht und die konkreten Inhalte gestaltet werden, sollte Klarheit über das „Wie“ herrschen. Wie begegnen wir den Zielgruppen und den Partner:innen in unseren Angeboten? Auch Fragen der Arbeitskultur sind hier festzulegen. Wie offen gehen wir mit Arbeitsergebnissen um? Wie wichtig ist uns das Teilen von Wissen, das voneinander Lernen? Hier lohnt es sich die grundlegenden Arbeitsprinzipien des neuen Innovation Labs konkret festzuhalten. - Wie könnte ein programmatischer Rahmen aussehen?
Die Angebots- und Programmstruktur sollte geplant und zumindest beispielhaft beschrieben werden. Dies beinhaltet konkrete Angebotsformate für die unterschiedlichen Zielgruppen. Für die unterschiedlichen Angebote sollte zudem klar sein, von wem diese an welchen Orten durchgeführt werden können. Eine Methode kann hier die Entwicklung und Beschreibung eines fiktiven Programmflyers in der Zukunft sein. So entsteht bei den Beteiligten ein Bild im Kopf, wie sich das Innovation Lab in Zukunft mit Leben füllen könnte. - Welche Angebote können und sollten wir selbst ausprobieren?
Bei der Entwicklung der Angebots- und Programmstruktur sollte identifiziert werden, welche Angebote getestet werden sollten. Diese Testworkshops stellen ein Erprobungsumfeld dar und bieten eine Möglichkeit, vor dem finalen Konzept und dessen Umsetzung, erste Angebotsideen in die Umsetzung zu bringen, diese auszuprobieren und aus ihnen zu lernen. Dazu mehr in Teil 5. Auch wenn noch keine eigenen Räumlichkeiten bestehen, weil sie sich beispielsweise noch in Bau befinden, sollten trotzdem Angebote an anderen Standorten durchgeführt werden. Hier macht es Sinn, direkt mit strategischen Partner:innen zusammenzuarbeiten, die auch im Konzept des geplanten Innovation Labs eine wichtige Rolle spielen sollen. - Gibt es schon erste Projektideen?
Häufig entstehen an dieser Stelle auch schon erste Projektideen etwa zur Entwicklung neuer Angebotsformate oder konkrete Entwicklungsprojekte. Diese sollten unbedingt festgehalten werden für eine spätere Projektroadmap, auf die noch mal in Teil 5 eingegangen wird.
Teil 3: Betriebsmodell und Finanzierungskonzept im nächsten Newsletter 4|22 …
Co-Kreation & Co-Working – Begriffe aus der Welt der Labs Teil 2
Der Wandel des Arbeitsalltags: Co-Kreation & Co-Working
Um innovative Projekte und Prozesse erfolgreich anzustoßen sowie zeitgemäß umzusetzen, bedarf es Offenheit und neuer Arbeitsweisen. Neue und unterschiedliche Räumlichkeiten, wie Innovation Hubs & Labs, Schülerlabore und Reallabore haben sich aus diesem Bedarf entwickelt. Hier werden neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Vernetzung verschiedenster Stakeholder angestoßen, gemeinsam Prozesse der Kollaboration entwickelt und erprobt. Dabei verstärken sich diese Bewegungen gegenseitig: Neue Arbeitsweisen lassen den Bedarf nach neuartigen Räumlichkeiten entstehen. Diese neuartigen Räumlichkeiten stoßen wiederum die Veränderung veralteter Arbeitsweisen an.
Vollzeit im Büro, starre Strukturen und Prozesse mit wenig Freiraum und strengen Hierarchien – ein Wandel dieser klassischen Arbeitswelt ist seit einiger Zeit zu beobachten. Diese Veränderungen werden auch unter dem Begriff “New Work” zusammengefasst und umfassen u.a. die Wende des Verständnisses von Arbeit unter aktuellen Einflüssen, wie Digitalisierung und Sinnfragen.
Spätestens durch die Corona-Pandemie konnten viele Menschen erfahren, wie sich die Anforderungen an den eigenen Arbeitsplatz und interne Prozesse verändern können – und auch müssen. Diesen Trend und dessen Notwendigkeit hat u.a. das Zukunftsinstitut, ein Think-Tank für Trend- und Zukunftsforschung, beschrieben und betont: „Insbesondere Innovationsprojekte (…) müssen sich strukturell und räumlich von ausgetretenen Pfaden des Unternehmens entfernen“ (vgl. Schiller Clausen, Lena (2017): Coworking Spaces: Startup-Spirit tanken, zukunftsinstitut).
In diesem Sinne sind Konzepte und Bezeichnungen entstanden, welche diese neue Art der Zusammenarbeit sowie Orte, an denen dies ermöglicht wird, beschreiben. Zwei Begriffe, die diesen Wandel geprägt und beschleunigt haben, sind Co-Kreation und Co-Working. Diese sind wichtig für die Innovationsorte, die wir konzeptionieren. In unserer täglichen Arbeit stellen wir allerdings immer wieder fest, dass Menschen diese Begriffe synonym verwenden oder deutlich unterschiedlich verstehen und interpretieren. Daher wollen wir diese herleiten und abgrenzen.
Die Co-Kreation
Eine neue Art der Zusammenarbeit beschreibt die Co-Kreation und bezieht sich dabei auf einen „offenen Arbeitsprozess der Beteiligung, des Austauschs und der Zusammenarbeit mit den relevanten Interessengruppen, einschließlich der Endnutzer“ (vgl. Voorberg, W.H., Bekkers, V.J.J.M, Tummer, L.G. (2015): A Systematic Review of Co-Creation and Co-Production: Embarking on the social innovation journey, Public Management Review). So arbeiten bspw. Organisationen gemeinsam mit der Zielgruppe kollaborativ an neuen Ideen, Produkten, Services oder Geschäftsmodellen. Der starke Wirtschafts- und Konkurrenzdruck fordert beispielsweise Unternehmen zunehmend heraus, ihre Produkte effizienter herzustellen und im Markt zu platzieren, ohne dabei das Vertrauen der Kund:innen und ihre Bindung zu verlieren.
Im Prozess der Co-Kreation finden beide Herausforderungen Beachtung, sodass beide Seiten, Organisation sowie Zielgruppe, davon profitieren:
Der direkte Austausch mit den eigenen Kund:innen ermöglicht eine genauere Identifizierung ihrer Bedürfnisse, setzt neue Impulse, deckt gleichzeitig Schwachstellen auf und gibt eine gewisse Sicherheit für den Entscheidungsprozess in Unternehmen. Die Chance, dass die gemeinsam erarbeiteten Produkte erworben werden, ist deutlich höher, wenn die Zielgruppe direkt miteingebunden wird. Für Unternehmen entsteht ein enormer Wettbewerbsvorteil.
Aber auch die gemeinsame Erstellung von Produkten und Ideen durch mehrere Unternehmen oder Organisationen, verbunden durch eine Wertschöpfungskette, lässt sich als Co-Kreation beschreiben.
Die unterschiedlichen Stakeholder:innen werden in einem gemeinsamen Prozess als Entwicklungspartner:innen gesehen und dort aktiv eingebunden.
Kund:innen und andere Stakeholder:innen erhalten durch den co-kreativen Ansatz Einblicke in die Produktgestaltung. Dadurch entsteht Transparenz, die Vertrauen, Wertschätzung und Zufriedenheit stärkt. Gleichzeitig fördert Co-Kreation die Identifikation. „Endnutzer können zu Mitgestaltern werden, deren Erfahrungen mit Produkten und Dienstleistungen einen Mehrwert für ein Unternehmen darstellen können“ (vgl. Voorberg, W.H., Bekkers, V.J.J.M, Tummer, L.G. (2015): A Systematic Review of Co-Creation and Co-Production: Embarking on the social innovation journey, Public Management Review).
Dieser co-kreative Prozess kann unterschiedlich intensiv umgesetzt werden, sodass aktiv sowie passiv an der Umsetzung partizipiert werden kann. Möglich sind die Beteiligung durch Befragungen, proaktive Entscheidungen oder sogar durch die Übernahme anstehender Aufgaben (vgl. Pierre von Bedeutung Online (2021): Was ist “Co-Creation”? Bedeutung, Definition, Erklärung. Bedeutung Online). Endnutzer:innen werden so zur authentischen Quelle für Innovationen im Produkt- und Dienstleistungsbereich.
Um für den Prozess der Co-Kreation einen passenden, die Co-Kreation fördernden, Ort bereitzustellen, sind im Laufe der Zeit neuartige Raumkonzepte entstanden. Diese Orte der Innovation, wie sie Schülerlabore, Reallabore oder Innovation Hubs & Labs darstellen, aber auch weitere Räume der agilen Arbeit schaffen Vernetzungs- und Zusammenarbeitsmöglichkeiten, in denen Co-Kreation erlebbar wird. In diesem Zusammenhang taucht der Begriff Co-Working auf und wird meist in Kombination mit einem Ort der kollaborativen Zusammenarbeit genannt, dem Co-Working Space: Ein Ort, an dem Menschen (in diesem Falle Coworker) unterschiedlicher beruflicher Hintergründe in einem lockeren Umfeld gemeinsam, günstig und flexibel arbeiten und sich austauschen können. Diese Spaces bieten Projekten und Teams eine „temporäre Projektheimat“ und sind, je nach Bedarf, mit einer gewissen Infrastruktur ausgestattet.
Die Co-Working-Spaces
Der Begriff Co-Working-Spaces trat bereits 2005 in den USA, in enger Verknüpfung mit der Ausbreitung des Internets, auf und wurde vom Programmierer Brad Neuberg geprägt. Brad Neuberg eröffnete den ersten Space mit der Motivation „die Struktur und Gemeinschaft eines Unternehmens (…) mit der Freiheit und Autonomie eines Freiberuflers“ zu kombinieren (vgl. coworking guide (2018): Die Geschichte des Coworkings). Im selben Jahr entstanden in San Francisco die ersten Co-Working Spaces „The Hat Factory“ und „Citizen Space“. Das Konzept breitete sich in Amerika aus, ist nun ein weltweites Phänomen, welches v.a. in Großstädten, mittlerweile aber sogar auch in ländlichen Regionen vertreten ist (vgl. Erb, Sebastian (2010): Arbeitsform der Zukunft: Coworking schafft Nestwärme. Taz).
Diese „multifunktionalen Begegnungsräume“ (vgl. Kollewe, Tobias; Minten, Axel: Was ist Coworking – Definition, Bundesverband Coworking Spaces e.V.) haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und sich den jeweiligen regionalen Bedürfnissen der Nutzer:innen vor Ort angepasst. So können sie aus Großraumbüros, aber auch privateren Räumen, Werkstätten oder Konferenzbereichen bestehen und Workshop- oder Meetingmöglichkeiten sowie Café- oder Entspannungsräume beinhalten. Immer mit dem Ziel, den Communitygedanken und die berufliche Weiterbildung in einem Ort der Begegnung zu vereinen. Das Zukunftsinstitut beschreibt Co-Working-Spaces als Schnittstelle zwischen den beiden Welten Unternehmen und Start-up-Kultur.
Diese Orte einer neuen, alternativen Arbeitsform bieten neben dem Arbeitsplatz im Büro sowie im Homeoffice einen dritten, deutlich flexibleren Ort zum Arbeiten, bei dem die Gemeinschaft einen eindeutigen Vorteil bietet im Gegensatz zur Isolation im Homeoffice. Freiberufler, Start-ups, aber auch Festangestellte können im lockeren Umfeld zusammenarbeiten, sich austauschen und vom Netzwerken profitieren. Dabei werden verschiedenste Ausstattungen und Infrastruktur zur Verfügung bereitgestellt, die sich, neben Dauer und Häufigkeit, in unterschiedlichen Tarifen widerspiegeln. Was zählt, sind allerdings nicht die Ausstattung oder die Räumlichkeiten, sondern die Gemeinschaft. Der Bundesverband Coworking nennt fünf Grundwerte, die Co-Working-Spaces ausmachen und somit deutlichen Mehrwert für deren Nutzer:innen bieten: Zusammenarbeit, Community, Nachhaltigkeit, Offenheit und Zugänglichkeit. Diese gemeinsamen Interaktionen bringen erhebliche Synergieeffekte mit sich und damit auch Input für neue, oftmals gemeinschaftliche Projekte (vgl. Kollewe, Tobias; Minten, Axel: Was ist Coworking – Definition, Bundesverband Coworking Spaces e.V.).
Während nun also Co-Working auf einen Raum Bezug nimmt, meint Co-Kreation die Art und Weise der Zusammenarbeit. Beide Entwicklungen funktionieren gemeinsam und verdeutlichen durch ihre Entstehung und Beständigkeit ihre Daseinsberechtigung sowie den Wandel, der einen neuartigen Work-Life-Style symbolisiert.
Forschungs- und Beratungsteams wie das Zukunftsinstitut sehen diese Veränderung der Arbeitsweisen und -strukturen als notwendig und nachhaltig an. Unternehmen, die auf der Suche sind nach innovativ denkenden Mitarbeitenden, müssen ein entsprechend freies und flexibles Arbeitsumfeld mitbringen, aber v.a. auch „ein Mindset, das den hoch vernetzten, agilen Arbeitsweisen der digital geprägten nachfolgenden Generation gerecht wird“ (vgl. Schiller Clausen, Lena (2017): Coworking Spaces: Startup-Spirit tanken, zukunftsinstitut).
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18.08.22