Creative Hubs & Labs
Best Practice –
Spannende Labs
Neuland Campus – ein privat finanziertes Innovation Lab
Herzlich willkommen! Herr Vinnemeier, Sie sind Geschäftsführer der Neuland-Campus GmbH. Herr Terhechte, Sie sind Ideengeber für das Neuland.
Wo stehen Sie heute mit dem Neuland-Campus?
Vinnemeier: Wir befinden uns mit dem Neuland-Campus auf der Roadmap ins Neuland. Dazu zählen aktuell gerade die strategische Ausarbeitung des eigentlichen Geschäftsmodells, was wir als Vision erreichen wollen und wie wir unsere Zielgruppen für das Neuland begeistern können. Das Dringlichste ist sicher die eigentliche Ausgestaltung des Gebäudes an sich mit all den Herausforderungen, die das gerade in dieser Zeit mit sich bringt. Daneben gibt es einige To Dos im Bereich Raumgestaltung. Das Raumkonzept muss erarbeitet werden. Wir legen im Prinzip auch schon los. Es ist tatsächlich so, dass wir neben dem eigentlichen Gebäude die Leute jetzt schon begleiten in der Ausgestaltung neuer Geschäftsmodelle auf dem Weg ins Neuland.
Das war bereits ein Aktivitätsfeld des Neuland-Campus: die Entwicklung von Geschäftsmodellen. Herr Terhechte, was sind denn nun die wichtigen Säulen des Neuland-Campus?
Terhechte: Wir bauen auf zwei Säulen auf. Es gibt einmal die Säule des Raumkonzeptes des Neuland-Campus, der jetzt gebaut wird, dessen Konzept wir mehrere Jahre immer wieder feingeschliffen haben. Jetzt wird es endlich realisiert. Dabei geht es um Mitgliedschaften, die wir vergeben wollen. Nun sind wir bei der zweiten Säule: Wir wollen die Neuland-Fans, die sich dort einfinden, aktiv bei ihren Projekten begleiten. Da haben wir einmal die Kompetenzgeber und einmal die Kompetenznehmer. Die wollen wir aktiv zusammenbringen. Es gibt also einmal die Säule Raumnutzung und die Säule Coaching und Consulting.
Für wen eignet sich das Neuland? Warum sollen die Leute kommen?
Vinnemeier: Wir haben unterschiedliche Zielgruppen, die wir auf dem Weg ins Neuland begleiten wollen. Das sind sieben an der Zahl. Die größte Gruppe sind die Unternehmen aus der Region. Bei uns heißen die „ortsansässige Bestandsunternehmen“. Wir fokussieren uns sicherlich mit dem Neuland-Campus auf die Region Ostwestfalen-Lippe, denken dabei aber durchaus überregional.
Wir wollen einen Leuchtturm entwickeln, der überregionale Strahlkraft erlangt. Teilweise ist dieser Leuchtturm sogar international gedacht, indem wir Kooperationen zu anderen Spaces aufbauen wollen, wo wir auch mal in den Wechsel gehen wollen in der Ausrichtung und der thematischen Ausgestaltung. Das ist der größte Teil unserer Zielgruppe. Das ist der Mittelstand, gerne familiengeführt, produzierendes Gewerbe, aber branchenoffen. Wenn man sich unsere Gesellschafterstruktur anschaut: Wir haben die Kreishandwerkerschaft mit drin, ganz, ganz wichtig: Wir sind nicht nur digital unterwegs, auch aber eben nicht nur. Das Handwerk spielt bei uns eine große Rolle in der inhaltlichen Ausgestaltung.
Daneben haben wir einen ganz bunten Mix an Zielgruppen von Freiberufler:innen, Kreativen, bis hin zu Start-ups im Sinne von Ausgründungen, die sich bei dem ganzen Konstrukt, das wir entwickeln wollen im besten Fall ergeben. Die werden bei uns einen Platz finden, in unterschiedlicher Aufmachung. Es wird Garagen geben, mit allem was dazu gehört, in welchen sie sich zu gewissen Zeiten einnisten können. Weitere Zielgruppen sind Hochschulen, Forschungseinrichtungen und junge Leute, Stichwort Schulen, die ich ganz wichtig finde, weil sie ganz neue Facetten einbringen. Sie haben vielleicht noch keine Scheuklappen. Sie lassen sich auf neue Themen noch einmal ganz anders ein und geben neue Impulse. Wir haben direkt nebenan ein großes Schulzentrum, das wir integrieren wollen. Zwei weitere Zielgruppen, die ich betonen möchte, sind Multiplikator:innen, Netzwerke, Wirtschaftsförderungen, im Sinne von einer perfekten Spielwiese, um das Netzwerk hier zu treiben und um Themen in unser Neuland einzubringen.
Last but not least: Bei allem, was wir tun, entstehen neue Ideen. Am Ende des Tages geht es dabei auch um das Thema Geld, um das Thema Invest, um das Thema Finanzierung. Dementsprechend sind wir jetzt schon dabei, einen Pool aus Business Angels aufzubauen, die das ganze Konstrukt an Ideen sowohl finanziell als auch begleitend untermauern sollen.
Üblicherweise sind solche Einrichtungen häufig durch öffentliche Gelder gefördert. Das ist beim Neuland-Campus nicht so. Wie ist es gelungen private Finanziers dafür zu finden?
Terhechte: Zum Thema Neuland-Campus und wie ist der ermöglicht worden, da muss ich vielleicht sehr weit zurückspulen: Es sind fast schon sieben Jahre her, seit ich das ersten Mal über eine Skizze nachgedacht habe, die ich bei mir in einem Neuland-Medien-Skizzenbuch gemacht habe. Diese bezog sich auf eine Aussage, die mein Professor vor langer, langer Zeit mal getätigt hat, der auf die Frage, was ich denn später mal machen könnte mit meiner Ausbildung als Informatik-Kaufmann und meinem Studium als Medien-Informatiker, zu mir sagte: „Wie ich dich kenne, kannst du wahrscheinlich alles, aber nichts richtig.“ Das hat er mit einem Zwinkern in den Augen gesagt, aber da wurde mir klar: Ich brauche Leute, mit denen ich etwas veranstalten kann, mit denen ich kreativ werden kann, mit denen ich Projekte umsetzen, vielleicht sogar Produkte entwickeln kann. Und ich habe in meinem Skizzenbuch ein Haus gemalt, das aussieht wie eine Burg, mit ganz vielen Menschen als Strichmännchen darin und drumherum und oben eine Fahne, da steht Medienzentrum OWL darauf.
Mit dieser Vision, mit dieser Skizze im Kopf bin ich ganz lange unterwegs gewesen. Wie gesagt, vor sieben Jahren habe ich das erste Mal angefangen es etwas konkreter zu benennen und habe es bei verschiedenen Unternehmen, die ich im Laufe meiner Karriere bei Neuland-Medien kennengelernt habe, vorgestellt. Dann bin ich auch mal zum Architekten gegangen, habe mir Entwürfe machen lassen, wie so etwas konkreter aussehen könnte. Da fing das an, dass immer mehr Unternehmer gesagt haben, das ist eine gute Idee, so etwas werden wir früher oder später brauchen. Und kaum vergehen sieben Jahre und schon kommt man an den ganz konkreten Punkt, wo man ein Gebäude dann auch errichtet auf einem sehr, sehr tollen Grundstück in Rietberg und wo wir auch ein tolles Konzept haben für den Betrieb des Ganzen. Also es ist privatwirtschaftlich finanziert.
Ich weiß jetzt nicht, ob es Fluch oder Segen ist, wenn man Fördermittel hat. Wir sehen es als einen Freiheitsgedanken, dass wir privatwirtschaftlich finanziert sind, weil es uns ganz anders motiviert. Wir müssen wirtschaftlich funktionieren. Wir müssen Ergebnisse erzielen, nicht nur für die Investor:innen sondern auch für alle, die auf dem Neuland-Campus als Kunden, als Mitglieder eingeladen sind und mitwirken wollen. Das treibt uns ganz anders an.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.
Quick Facts Neuland Campus, Rietberg
Name | Neuland-Campus |
Ort | Rietberg, Ostwestfalen |
Kategorie | Innovation Lab, Co-Kreation Lab |
Zielgruppen | 1. Ortsansässige Bestandsunternehmen, 2. Kreative, 3. Freiberufler:innen, 4. Start-ups, 5. Wirtschaftsförderungen/Multiplikator:innen, 6. Hochschulen und Schulen, 7. Investor:innen |
Ziel | Die richtigen Menschen finden und miteinander verknüpfen. Die Potenziale jedes Einzelnen und von Teams entwickeln und nutzen. Schaffung einer flexiblen und gut strukturierten Arbeitsorganisation. Zukunftsorientierte Produkte und Dienstleistungen entwickeln. |
Schwerpunkt | Open Innovation |
Gründungsjahr | 2022 |
Trägerin Kooperationspartner:innen | Neuland Campus GmbH Neuland Medien GmbH, Wortmann + Partner & Co. KG, Venjakob Maschinenbau GmbH & Co. KG, Kraft Maschinenbau GmbH, Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld, Febrü Büromöbel Produktions- und Vertriebs GmbH, Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG |
Gefördert von | Innovativen Unternehmen und Institutionen aus der Region, die Neuland begehen wollen und an die Stärke des Innovations-Ökosystems OWL glauben |
Lessons learned –
Erfahrungen & Empfehlungen

Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit FabLabs
In den letzten zwei Jahren hat sich matrix an nationalen Forschungsprojekten wie der BMBF-Fördermaßnahme „Open Photonik Pro“ mit dem Projekt „MakeOpaedics“ beteiligt und mit Partner:innen aus ganz Europa die Initiative des Netzwerkprojekts „shemakes.eu“ ins Leben gerufen. In beiden Projekten haben wir mit Labs und FabLabs zusammengearbeitet. Diese Orte sind eine große Chance, die Dynamik des Unternehmertums und des Lernens zu verändern. Die Förderung dieser Räume ist deshalb ein wichtiger Anknüpfungspunkt für die Entwicklung transversaler Strukturen in der Region.
Daneben – und das ist für Wirtschaftsförderungen, Hochschulen, Unternehmen oder auch Technologiezentren in ganz Deutschland vielleicht spannender – konnten wir folgende Erkenntnisse zur Frage sammeln, welchen Beitrag FabLabs für regionale und überregionale Innovationsökosysteme leisten können:
1|6 Die FabLab-Szene wächst
Die europäische FabLab-Szene wächst dynamisch. Das Wachstum betrifft dabei nicht nur die Zahl der Orte und der darin arbeitenden Forscherinnen und Forscher. Es betrifft auch die thematische Bandbreite und das Branchenspektrum.
2|6 FabLabs & Exzellenzforschung
Mit den Quantitäten wachsen auch die Qualitäten weiter an. Nicht nur die bewährten und vom MIT in Cambridge aus gesteuerten Qualifizierungsprogramme für FabLab-Menschen sind dabei wichtig, auch die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg professionalisiert sich. Damit wird das FabLab-Netzwerk immer attraktiver für die Exzellenzforschung und die anwendungsbezogene Spitzen-R&D.
3|6 Akteur:innen bleiben FabLab-Fans
Immer mehr Menschen haben während ihrer akademischen Ausbildung bereits persönliche Erfahrungen in oder mit FabLabs gesammelt, nehmen diese mit in ihre beruflichen Kontexte und bleiben der FabLab-Welt eng verbunden.
4|6 Arbeitsprinzipien sind einheitlich
Die FabLabs arbeiten unter sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen und haben durchaus sehr unterschiedliche Profile. Die grundlegenden Arbeitsprinzipien wie etwa Open Innovation oder Sharing setzen sich jedoch trotz des enormen Wachstums und der großen Vielfalt durch und bestimmen weiterhin die Arbeit in den FabLabs vor Ort.
5|6 Leistungsfördernde Arbeitskultur
Allerdings – und das bestätigte sich auch in diesem Netzwerkprojekt auf´s Neue – wird von externen Kooperationspartner:innen ebenfalls ein hoher Qualitäts- und Werte-Standard erwartet. Das ist nicht immer ganz einfach, wenn kommerziell orientierte Unternehmenskulturen auf eher SDG-orientierte FabLabs treffen. Wie sich jedoch auch zeigt, tragen FabLabs in solchen Kooperationen oft besonders leistungsfördernde Arbeitskulturen zu ihren Unternehmenspartner:innen.
6|6 FabLabs = gute Partner für Innovationen
Diese Entwicklungen und Erkenntnisse machen die internationale FabLab-Szene immer mehr zu einem umfassenden Exzellenz-Netzwerk für solche Gruppen und Akteure, die auf der Suche nach guten Partner:innen für ihre Innovationsideen sind. Trotzdem tun sich viele externe Akteur:innen vor allem aus KMU oder auch aus Wirtschaftsförderungen doch noch recht schwer, strategische Kooperationen mit FabLabs zu initiieren oder sogar zu etablieren.
Gerade die oft über Jahrzehnte gewohnten Pfade in der Innovationsförderung, etwa in der stetigen Zusammenarbeit mit den immer gleichen Partner:innen können durch den systematischen Zugang zur weltweiten FabLab-Welt durchbrochen und so neue Chancen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit erzielt werden. Das matrix-Hubs & Labs-Team hat sich daher zum Ziel gesetzt, die FabLab-Welt für regionale und überregionale Innovationsökosysteme und ihre Akteur:innen wie Wirtschaftsförderungen, TGZ, Hochschulen u.a. zu erschließen.
Finanzierung & Förderung

Niedersachsen: Förderung der Errichtung, Erweiterung und Modernisierung von Technologie- und Gründerzentren
Die vorhandene Infrastruktur für Technologie- und Innovationstransfer sowie Gründersupport in den Regionen ist oftmals verankert in den Innovations-, Technologie- und Gründerzentren (ITGZ). In diesen besteht jedoch dringender Transformationsbedarf, da das angebotene Leistungs- und Angebotsspektrum, die Methoden und die infrastrukturelle Ausstattung nicht mehr dem Bedarf entsprechen. ITGZ sind oftmals keine Innovations- und Gründungsorte im ursprünglichen Sinne mehr, erfüllen aber im ländlich geprägten Raum noch immer die Rolle als Anlaufstelle, Wachstumsort, Probierraum und Beratungszentrum für eine Vielzahl an Kund:innen. Darüber hinaus fungieren sie auch als „clearing- und Katapult-Stelle“ für die thematisch spezifischer besetzten und nachgelagerten technologischen Infrastrukturen wie Digi Hubs, Accelerator, Factories etc.
Um diese Transformation möglich zu machen, fördert das Land Niedersachsen mit Unterstützung des EFRE sowie aus GRW-Mitteln die bedarfsgerechte Modernisierung sowie die Erweiterung bestehender Technologie- und Gründerzentren inklusive vergleichbarer Einrichtungen. Dazu zählt auch die Modernisierung des Raumangebotes und die Einrichtung neuer Technologie- und Gründerzentren.
Was sollten Sie bei der Antragstellung beachten?
- Grundsätzlich werden bis zu 50% der förderfähigen Ausgaben, unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 90% bezuschusst.
- Die Führung eines Bautagebuches nach Ziffer 2.2.9 der NBest-BauL ist verpflichtend.
- Anträge müssen vor Beginn der Arbeiten für das Vorhaben bei der NBank gestellt werden.
- Das TGZ richtet sich vorrangig an Gründer:innen sowie Jungunternehmer:innen. Diese können die Räumlichkeiten und Zentrumsdienste in der Regel fünf, höchstens acht Jahre nutzen.
- Antragsberechtigt sind Träger von Technologie- und Gründerzentren (vorzugsweise kommunale Gebietskörperschaften, juristische Personen, die steuerbegünstigte Zwecke verfolgen, juristische Personen, die nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind).
- Wenn Sie als Gemeinde eine negative Steuerkraft aufweisen, erhöht sich der Zuschuss für Ihre Maßnahmen um bis zu 10%
- Falls die Maßnahmen im Rahmen einer interkommunalen Kooperation durchgeführt wird oder falls Altstandorte revitalisiert werden, erhöht sich der Zuschuss um weitere 15%
Sie wollen wissen, wie Ihr ITGZ im Wettbewerb dasteht? Sie wollen Ihre eigenen Entwicklungspotenziale ermitteln? Auf dieser Basis möchten Sie eine Förderung beantragen? Gerne unterstützen wir Sie bei der Bedarfsermittlung, der Beantragung der Fördermittel und bei der Umsetzung.
Strategien, Studien & Forschung

Studie
„Innovationsorte in Deutschland“
110 Einrichtungen haben teilgenommen
Befragung abgeschlossen. 110 Einrichtungen haben teilgenommen.
Als Team Creative Hubs & Labs der matrix wissen wir, dass co-kreatives Arbeiten nicht nur ein aktueller Trend ist, sondern sich für viele komplexe Problemstellungen als sehr nützlich erweist. Es lässt sich deutlich beobachten, dass immer mehr Innovation Labs und vergleichbare Orte entstehen, die nach den Prinzipien von Co-Kreation arbeiten. Wir haben uns gefragt, was sind die „Gelingensbedingungen“ von funktionierenden Orten im Bereich Open Innovation und was kann man von bestehenden Orten lernen? Um diese und weitere Fragenstellungen geht es in der Studie „Innovationsorte in Deutschland“.
Im Rahmen der Expertenstudie schauen wir uns Innovationsorte an der Schnittstelle von Produktentwicklung, Wissenstransfer und Netzwerkarbeit an. Unter solchen Orten verstehen wir Innovation Labs, Hubs, Makerspaces, FabLabs, offene Werkstätten, Reallabore und weitere. Die Gemeinsamkeiten liegen dabei stets im Co-Kreation- und Open-Innovation-Ansatz. Mit einer Online-Befragung von Betreiber:innen und zusätzlichen Interviews haben wir Daten zur Planung, dem Betrieb und der Evaluation erhoben. Durch die Ergebnisse wollen wir den Wissenstransfer in der Community erhöhen und Handlungsempfehlungen für bestehende sowie geplante Innovationsorte geben.
Wichtige Forschungsfragen sind unter anderem:
- Wie können Bedarfe für einen Innovationsort in einer Region ermitteln werden?
- Was sind erfolgreiche Betreiber- und Finanzierungsmodelle für Innovationsorte?
- Welche Partner:innen sollten in der Planungsphase eingebunden werden und warum ist breite Unterstützung wichtig?
- Worauf muss beim Raumkonzept besonderen Wert gelegt werden?
- Wie wirken Labs innerhalb von Innovationsökosystemen? Mit welchen Mechanismen und Formaten tragen sie dazu bei, dass dieses gestärkt wird?
Im ersten Teil der Studie haben wir von November bis Dezember 2022 eine Online-Umfrage durchgeführt. Sie war in verschiedene thematische Blöcke unterteilt: Allgemeine Angaben zum Innovationsort, Ausstattung der Räumlichkeiten, Angebot, Vorgehen während der Planungsphase, Learnings aus dem Betrieb und Evaluation des Angebots. 110 Einrichtungen aus ganz Deutschland haben an der Umfrage teilgenommen.
Im zweiten Teil der Studie haben wir teilstrukturierte Interviews mit Betreiber:innen und Teammitgliedern von Innovationsorten durchgeführt. Die Fragen der Interviews bauen auf denen der Online-Umfrage auf und liefern detaillierte Informationen zu einzelnen Orten. Im Bericht sollen mehrere Innovationsorte als Case Study vorgestellt werden und interessante Zitate aus den Interviews verwendet werden. Die Interviews laufen noch bis Ende Januar.
Der abschließende Bericht will Akteur:innen aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und dem Bildungsbereich motivieren, sich genauer mit Innovationsorten auseinanderzusetzen. Er will auch Anregungen geben, wann und warum es sich für eine Region lohnt, einen solchen Ort zu planen bzw. bestehende Angebote neu auszurichten. Wer sich bereits in der Planung eines solchen Ortes befindet, kann sich von den Praxisbeispielen inspirieren lassen und auf Grundlage der gesammelten Daten fundierte Entscheidungen während der Planungsphase treffen. Die Erkenntnisse der Studie richten sich aber auch an Akteur:innen aus der Maker Community und liefern ihnen Handlungsempfehlungen für die Planung und den Betrieb von Makerspaces.
Tools, Methoden & Typologie
Ein Innovation Lab für eine Region konzipieren
Checkliste Teil 4: Raumkonzept und Ausstattung
In der Region soll ein neuer Innovationsort entstehen, aber wofür genau?
Es gibt bereits eine Idee und Fördergelder stehen bereit, aber wie genau soll das Innovation Lab ausgestaltet werden?
Im Meeting nicht im richtigen Moment aufgepasst und jetzt sollst du ein Innovation Lab planen?
Unsere Checkliste zur Konzipierung von Innovation Labs gibt Orientierung und hilft, die Planungsarbeit zu strukturieren. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen linearen Prozess: Immer wieder muss auf vorherige Ergebnisse zurückgegriffen, diese überprüft und ggf. angepasst werden.
Zudem sollte ein partizipativer Prozess angestrebt werden, bei dem die Fragen gemeinsam mit den Projektpartner:innen, Stakeholder:innen und vor allem den Zielgruppen bearbeitet werden. Nur so entsteht ein – an den tatsächlichen Bedürfnissen der Region ausgerichteter – Ort, der einen echten Mehrwert für das Innovationsökosystem liefern kann.
Die Checkliste gliedert sich in 6 inhaltliche Teile:
- Teil: Strategische Positionierung und Zielbild
- Teil: Nutzungskonzept
- Teil: Betriebsmodell und Finanzierungskonzept
- Teil: Raumkonzept und Ausstattung
- Teil: Umsetzung und Test
- Teil: Community Strategie
Aufbauend auf der strategischen Positionierung und dem Zielbild sowie dem entwickelten Nutzungskonzept, sollte ein Betriebsmodell und Finanzierungskonzept entwickelt werden, erst dann sollte sich intensiv dem Raumkonzept und Ausstattung gewidmet werden.
Teil 4: Raumkonzept und Ausstattung
- Bestand oder Neubau?
Häufig steht zu Beginn die Frage, ob Bestand erweitert oder umgenutzt werden kann oder ein Neubau möglich ist. Nicht immer ist die Standortfrage noch offen. Häufig geht es auch um die Revitalisierung oder Umnutzung von vorhandenen Flächen und Räumen. In der Regel lassen sich Anforderungen und Bedürfnisse an den Standort aus den Workshops mit Stakeholdern und Zielgruppen ableiten, wie beispielsweise verkehrstechnische Anbindung, Übernachtungsmöglichkeiten oder ähnliche. Die räumliche Nähe zu der eigentlichen Zielgruppe oder wichtigen Umsetzungspartner:innen kann Gelingensbedingung sein. Anforderungen an die Infrastruktur leiten sich in der Regel aus dem Nutzungskonzept und der konkreten Programmatik ab oder schränken die Möglichkeiten bereits im Vorfeld ein. Angefangen durch Brandschutzbestimmungen (Anzahl der Personen in Räumen), Deckentraglasten für größere Maschinen oder Außenflächen die zur Verfügung stehen, bis hin zur Barrierefreiheit. - Raumlayout planen
Bevor konkrete Maschinen geplant werden, sollte ein Raumlayout erstellt werden. Dabei hilft die Einteilung nach Arbeitsbereichen und Themeninseln eine gute Aufteilung zu finden. Themeninseln oder je nach Größe ganze Bereiche sind unter anderem Büroflächen, Werkstattbereich, Studios, Labore, Co-Kreationsräume, Telefonboxen, Lager, Konferenzräume etc. Dabei kann auch ein logischer, funktionaler Durchlauf, z. B. von der Idee zum Prototyp, der auch räumlich erkennbar wird, sinnvoll sein. Eine Einteilung der Arbeitsbereiche, insbesondere von Werkstätten, in Kategorien wie laut und leise, sauber und schmutzig, hilft, schon mal grob abzugrenzen. Auch bestimmte gefährliche Maschinen bzw. Gefahrenbereiche sollten abgetrennt werden, insbesondere bei der Arbeit mit Laien, Kindern und Jugendlichen. Bei der Planung sollten auch die Lagerflächen und Außenbereiche mitgedacht werden. Die Entwürfe sollten verschriftlicht und früh mit Mitarbeiter:innen und im besten Fall auch mit der Zielgruppe geteilt und diskutiert werden. Später ist es in jedem Fall sinnvoll, wenn möglich, Architekt:innen in die konkrete Planung mit einzubinden. Erste eigene Überlegungen und Entwürfe bilden eine gute Arbeitsgrundlage für die Abstimmung mit den Architekt:innen. - Offene und flexible Nutzung
Auch wenn feste Arbeitsbereiche geplant werden, ist eine offene und flexible Nutzung der Arbeitsbereiche zu ermöglichen. Roll-Container, Tische und Stühle, die einfach beweglich sind, helfen schnell auf konkrete Arbeits- oder Veranstaltungssituationen einzugehen. Dies trifft auch für Präsentations- und Konferenztechnik zu. Immer häufiger finden Veranstaltungen im hybriden Modus statt, so dass beispielsweise auch Workshops in der Werkstatt live gestreamt werden und Interaktion mit den digital zugeschalteten Teilnehmer:innen ermöglicht wird. - Maschinen, Werkzeuge und Software
Bei der Planung von Maschinen und Werkzeug sollten unbedingt Partner:innen oder andere Akteur:innen in der Region mitgedacht werden. Häufig sind Kooperationen sinnvoll, um das eigene Angebot zu erweitern oder zu ergänzen. In der Regel stehen für Investitionen zahlreiche Förderprogramme zur Verfügung. Bereits bei der Beantragung sollte auf die Zweckbindung geachtet werden und so offen wie möglich gestaltet werden. Die Gebäude selbst werden nicht selten über andere spezielle Förderprogramme gefördert, ebenso das Personal sowie die Entwicklung von Kurskonzepten. Die Ausstattung mit Maschinen und Werkzeug ist sehr individuell auf das konkrete Nutzungskonzept abzustimmen. Dabei sollte die Software nicht vergessen werden, die erhebliche Kosten verursachen kann, auch wenn es viele gute Open Source Lösungen und spezielle Lizenzen für gemeinnützige Organisationen gibt. Die Anzahl der Maschinen und Werkzeuge muss gut auf die maximal zu erwartende Teilnehmerzahl bei Workshops und Veranstaltungen abgestimmt sein. - Dezentrale und mobile Lösungen mitdenken
Bei der Planung der Ausstattung sollten unbedingt auch dezentrale und mobile Lösungen mitgedacht werden. Angefangen von einfachen Kofferlösungen bis hin zum rollenden FabLab-Bus ist alles denkbar. - Spezielle Anforderungen
Bei der Ausstattung sollten auch spezielle Anforderungen wie beispielsweise an ein FabLab mitgedacht werden. Um entsprechende Akademien durchzuführen, gibt es entsprechende Anforderungslisten. Auch spezielle Anforderungen der Zielgruppen, wie zum Beispiel niedrige Werkbänke für Kinder sollten berücksichtigt werden. - Technisches Personal
Maschinen bedienen sich nicht von allein. Es braucht entsprechendes Personal, das die Maschinen in Betrieb nimmt, pflegt, Dritte einarbeitet und entsprechende Sicherheitsunterweisungen durchführen kann. Ohne entsprechende Einweisungen oder Einführungsworkshops, arbeitet auch in einem offenen FabLab oder Makerspace niemand an den Maschinen. - Kosten und Entwicklungsstufen
Für die Ausstattung werden entsprechende Kostenabschätzungen vorgenommen. Gerade bei Neubauten entstehen sehr schnell große Wunschlisten für technische Ausstattung. Hier ist es sinnvoll einen Plan mit groben Entwicklungsstufen zu entwerfen, um die Investitionskosten zu Beginn überschaubar zu halten und Investitionen über die Jahre zu verteilen. Dabei müssen die Entwicklungsstufen eng auf das Nutzungskonzept bzw. vor allem die Programmplanung abgestimmt sein, damit entsprechende Veranstaltungen und Workshops trotzdem von Beginn an sinnvoll durchgeführt werden können.
Teil 5: Umsetzung und Test im nächsten Newsletter 02|23
Menschen & Projekte der matrix

Nadine Paschmann bereichert das Team der matrix
Liebe Nadine, seit Anfang Januar bist du Teil des matrix Teams. Wir freuen uns sehr und heißen dich herzlich willkommen. Welchen Weg hast du bisher zurückgelegt?
Zuvor war ich über 20 Jahre bei der Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis zunächst als Projektleiterin und in den letzten zwei Jahren als Prokuristen tätig. Darüber hinaus habe ich in den vergangenen 15 Jahren – sozusagen in Doppelfunktion – das regionale Netzwerk „Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen“ als Geschäftsführerin geleitet. Jetzt neu im Team Hubs & Labs der matrix bin ich als Beraterin angestellt und kann dort u.a. meine Expertise im Bereich Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft mit einbringen.
Was passiert gerade in diesem spannenden Feld der Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft?
Wie in allen Wirtschaftsbereichen spielt auch in der Gesundheitsversorgung die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Darüber hinaus ist eigentlich das Thema Innovation und Innovationstransfer fast schon ein Dauerbrenner, denn in kaum einer anderen Branche sind die Entwicklungszyklen so kurz, wie in der Medizintechnik. Allerdings ist es zeitgleich fast nirgendwo schwieriger, ein Produkt erfolgreich in den Markt zu bringen.
Was hat dich bewogen zur matrix zu kommen?
Also ich kenne die matrix bereits seit vielen Jahren und ich habe tatsächlich bereits vor längerer Zeit mal gesagt: Wenn ich mal den Job wechsle, dann könnte ich mir gut vorstellen, zur matrix zu gehen. Die Gründe dafür sind eigentlich einfach: Ich finden die Themen, die das Unternehmen bespielt unheimlich spannend und divers und sehe hier auch für mich selbst Gestaltungsmöglichkeiten. Darüber hinaus hat mir die Arbeitsatmosphäre bzw. die Stimmung im Team sehr zugesagt. Ich freue mich, dass es jetzt tatsächlich geklappt hat.
Welche Kompetenzen bringst du ein?
Also, ich behaupte mal von mir, dass ich extrem gut in NRW vernetzt bin. Gerade auch im Technologie- und Innovationsbereich, aber auch bundes- und europaweit im Bereich der Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik. Zudem denke ich konzeptionell und habe gelernt in Projekten zu arbeiten.
Was machst du, wenn du gerade nicht für die matrix unterwegs bist?
Dann bin ich viel in meinem Garten und gehe gerne wandern. Außerdem koche ich sehr gerne japanisch.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

matrix Seminar Innovation Hub – Save the Date
Die Kraft des kreativen Ortes in der Wirtschaftsförderung
Als Treiber:in und Innovator:in, als Wirtschaftsförderer:in oder als Unternehmer:in, wollen Sie die Innovationskraft Ihrer Region entfalten? Das Seminar Innovation Hubs – FabLabs, Makerspaces, Schülerlabore und Co. gibt Inspiration und konkrete Ansatzpunkte, wie Sie durchstarten auf dem Weg zu mehr Innovation. Im Zentrum steht dabei der Innovation Hub als kreativer Ort, der Innovationskraft entfaltet.
In unserem Seminar bieten wir Ihnen einen ersten Einblick in dieses Thema. Wir stellen Ihnen die Orte vor und die Möglichkeiten, die diese Räume bieten. Wir zeigen Ihnen erfolgreiche (Finanzierungs-)Modelle, Anwendungsbeispiele und bieten Ihnen einen ersten praktischen Zugang zu den Methoden und der Community: Sie lernen, wie Sie einen Innovationsort zum Leben erwecken!
Die Inhalte
- Der Innovation Hub: Was ist ein FabLab, Makerspace und Co.? – Der Überblick
- Die Rahmenbedingungen (Finanzierung, Raumkonzept und Co.)
- Die Arbeitsphase: Wir bearbeiten IHR Projekt
- Die matrix-Studie: Innovationsorte in Deutschland – Gelingensbedingungen
- Die Best Practice Beispiele
- Das Community Building – mehr als ein Get-Together
Das Detailprogramm finden Sie ab Anfang Februar auf unserer Webseite.
Die Eckdaten
- Termin: 11. Mai 2023, 14-17:15 Uhr mit anschließendem Networking
- Ort: Rittergut Haus Morp, Düsseldorfer Straße 16, Erkrath
- Preis: 149,00 Euro (inklusive Leckereien und Getränke beim Networking)
Gerne senden wir Ihnen das ausführliche Veranstaltungsprogramm mit den Anmeldeinformationen zu. Wenden Sie sich bitte per E-Mail an Anne Spaan: spaan@matrix-gmbh.de.

Ein Innovationsort für nachhaltige Landwirtschaft im Kreis Havelland
Im Landkreis Havelland in Brandenburg, vor den Toren Berlins, entsteht in den kommenden Jahren einer der spannendsten Orte für die Transformation zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft. Auf dem Gelände des Veranstaltungs- und Bildungsortes MAFZ werden zukünftig die folgenden drei Funktionen entwickelt:
- Neue Bildungsangebote für junge und ältere Menschen
- Demonstrationsflächen
- Co-Kreationsprogramme für landwirtschaftliche Betriebe und ihre Partner:innen aus vielen anderen Wertschöpfungsbereichen wie Bauwirtschaft, Energiewirtschaft, Lebensmittelwirtschaft
Dabei haben die beteiligten Akteur:innen aus Wirtschaft und Politik nicht nur den Kreis Havelland im Blick, sondern ganz ausdrücklich auch das ganze Land Brandenburg sowie die Menschen, die Wirtschaft, die Wissenschaft, Politik und Medien der urbanen Metropole Berlin als zukünftige Zielgruppen und Partner:innen. Entscheidend für diesen großen konzeptionellen Schritt war vor allem die außergewöhnliche Kreativität und Offenheit der an der Konzeption beteiligten Menschen. Sie haben für ihre Arbeitsbereiche und für die Region erkannt, dass eine breit angelegte Wirkungsarchitektur viel mehr Chancen und einen weitaus größeren und stärkeren Partner:innenkreis schaffen kann, als das bisherige Programm.
Diese ersten Ideen wurden gemeinsam in Workshops gewichtet und verdichtet. Vor allem jedoch wurden sie mit sehr konkreten Mehrwerten und Handlungsansätzen für die landwirtschaftlichen Betriebe der Region unterlegt. Einer diese Handlungsansätze umfasst zum Beispiel die ökonomisch und ökologisch wertvolle Umwandlung von Moorflächen in Paludikulturen, in denen dann nachhaltige Baustoffe (Hanf) oder ein nachhaltiger und sehr ergiebiger Torfersatz (Torfmoose) angebaut werden können. Ein weiterer konkreter Handlungsansatz ist die offensive Erprobung unterschiedlicher Solarerzeugungsformen auf dafür geeigneten Agrarflächen.
Besonders begeistert uns als Projektbegleiterin der große Konsens, mit dem die neue Ausrichtung getragen wird und die große Bereitschaft, sich auch praktisch zu engagieren.
Ein ungewöhnliches Projekt mit einem enormen Innovationspotenzial für die Betriebe der Region und für die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft insgesamt. Im nächsten Schritt werden nun die Projektansätze ausgearbeitet, Projektpartnerschaften ausgestaltet und verschiedene öffentliche sowie private Finanzierungswege angegangen werden. Auf diesem Weg begleitet das matrix Team den Kreis Havelland weiter.

Vom Technologie- und Gründerzentrum zur Innovation Factory
Ein Interview mit Jörg Marré, Geschäftsführer, EGC GmbH, Julius Laufenberg, Gründer & Geschäftsführer momotum | digify UG und Arthur Dulinski, Gründer & Geschäftsführer, like machines GmbH
Die Innovation Factory Lüdenscheid soll ein Ort für Gründung und Innovation werden. Dafür hat sich Jörg Marré als Geschäftsführer des Entwicklungs- und GründerCentrum Lüdenscheid GmbH (EGC) mit den Gründern Julius Laufenberg und Arthur Dulinski zusammengeschlossen. Als matrix begleiten wir dieses spannende Team auf dem Weg vom Technologie- und GründerCentrum im ländlichen Raum hin zur Innovation Factory.
Herzlich willkommen Jörg, Arthur und Julius. Ihr seid auf dem Weg vom Technologie- und GründungsCentrum zur Innovation Factory. Bei der Entwicklung der Projektskizze für die Innovation Factory Lüdenscheid haben wir euch begleitet. Wo steht Ihr heute mit dieser Idee?
Jörg: Die Idee der Innovation Factory bewegt uns schon lange. 2018 war sie noch als Co-Working-Space gedacht. Das hat sich aber letztlich nicht umsetzen lassen, weil ein Konzept, das dauerhaft Zuschüsse erfordert, für eine GmbH wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Letztlich haben wir drei (Anm. Red.: Julius, Arthur und Jörg) uns dann auf Anregung der Regionale Agentur Südwestfalen kennengelernt.
Julius: Ja, Arthur und ich wollten das Umfeld für Gründer und Start-ups deutlich verbessern! Und da passten die Überlegungen des EGC sehr gut dazu. Unser Ziel lautet heute: Schaffung eines Ökosystems für Gründer und KMU in einem stark mittelständisch geprägten Raum – durch intelligente Vernetzung.
Jörg: Konkret wollen wir also im Entwicklungs- und GründerCentrum Lüdenscheid GmbH (EGC) eine solche Einrichtung als Innovation Factory gründen. Wir wollen das EGC nutzen, um Unternehmen mit Start-ups zusammenzubringen. Mit der vorhandenen Infrastruktur im EGC und den beiden Instituten, Kunststoff-Institut und Institut für Umformtechnik, können wir auch – und das war ein wichtiges Ergebnis aus dem letzten Workshop – den umgekehrten Weg gehen, d.h. Ideen aus den Instituten heraus, die sich anbieten für ein Outsourcing oder ein Start-up, hier zusammenzubringen. Der Workshop hat darüber hinaus einen wichtigen Impuls gesetzt: Oliver Görlich, Geschäftsführer der Geck GmbH, fand das Konzept so gut, dass er ein Jahr lang Räumlichkeiten finanziert, damit wir einen Prototyp der Innovation Factory entwickeln können. Morgen kommen die ersten Menschen und starten ganz konkret. Wir haben also einen Ansatz zur praktischen Umsetzung gefunden. Was jetzt aussteht ist, dass wir im Rahmen der neuen EFRE-Richtlinie die genaue Antragstellung ausarbeiten.
Sehr spannend. Vielen Dank! Julius und Arthur an euch: Woran hat es in Lüdenscheid aus eurer Sicht gefehlt?
Julius: 2018 haben wir beide unsere jeweilige Firma gegründet. Die Begleitstruktur hat uns damals gefehlt. In diesem Sinne sind wir Teil der Zielgruppe der Innovation Factory. Aus dem universitären Kontext kannte ich professionelle Strukturen für die Unterstützung von Gründung. Diese geben Unterstützung bei der Ausarbeitung und Validierung von Ideen. Das haben wir hier vor Ort nicht gefunden. Mit den bestehenden Angeboten waren wir nicht zufrieden. Dabei hat Lüdenscheid Potenzial! Wir haben uns überlegt, wie wir auf die Besonderheiten von Lüdenscheid eingehen können. Was braucht es also, um hier die Chancen für Gründung zu erhöhen?
Arthur: Julius und ich haben uns 2016 kennengelernt bei Vorträgen über Digitalisierung und Transformation. Dann haben wir einen Impuls von der Stadt bekommen, uns für Kreativpiloten NRW anzumelden. Dabei ist herausgekommen, dass wir uns eigentlich für junge Kreative einsetzen müssen, also eine Gründer:innenszene aufbauen müssen.
Wir haben mit dem Unternehmen Geck jetzt einen Early Adopter, der zeigen kann, welche Vorteile es hat, mit jungen Gründer:innen zusammenzuarbeiten. So kann die Sache dann auch Geschwindigkeit aufnehmen, parallel zur Ausarbeitung des Förderkonzepts. Primär wichtig ist, dass junge Leute eine Anlaufstelle haben. Bei mir kommen drei Mal im Monat Leute mit guten Ideen vorbei. Ich sage denen dann immer, die Innovation Factory kommt. Du musst diese Leute befähigen, ihnen Input geben, den sie wirklich brauchen. Andere Angebote finden oft nicht die richtige Ansprache für junge Leute. Es geht aber nicht nur um junge Leute, uns ist es egal wie alt die sind. Es geht um den Mindset.
Es geht also darum ein Ökosystem aufzubauen, mit Menschen, die den gleichen Mindset haben. Du sagtest vorhin Julius, es gibt Besonderheiten. Was sind die Besonderheiten in Lüdenscheid?
Julius: Die Besonderheit ist auf jeden Fall die wirtschaftliche Struktur: viele kleine mittelständische Unternehmen. Es gibt auch Konzerne, aber auch die sind oft als Familienunternehmen gestartet. Diese gliedern sich in die Kernbranchen Kunststofftechnik, Metalltechnik, Gebäudetechnik und Automobil-Zulieferindustrie. Oft gibt es verwobene Strukturen zwischen diesen eher informellen Netzwerken. Eine sehr große Anzahl der Unternehmen wird zum Beispiel im EGC branchenbezogen gebündelt. Es gibt also branchenspezifische Cluster, die aber nicht so formalisiert sind wie in anderen Branchen. Dazu kommt, dass Lüdenscheid Hochschulstandort ist, die Fachhochschule Südwestfalen hier vor Ort aber eben nicht universitär ist. Das fehlt einfach. Junge Menschen, die sich anderweitig interessieren, die müssen zur Ausbildung weggehen.
Jörg: Im Gegensatz zu klassischen Co-Working-Spaces haben wir räumlich die direkte fachliche und unternehmerische Nähe. Es ist wirklich so, dass wir die ganzen Einrichtungen hier vor Ort haben: die technische Seite mit Laboren und die Vernetzung in die Unternehmen hinein. Im Moment machen wir gerade im Bereich Kunststoff den Transformationsprozess durch in Richtung Nachhaltigkeit und Substitution. Ein spannendes Projekt, das wir planen, beschäftigt sich mit der Frage: Wie recycelt man Windenergie-Anlagen? Was macht man mit den ganzen Materialien? Das ist beispielsweise ein Thema, mit dem sich das Kunststoff-Institut Lüdenscheid aktuell intensiv beschäftigt. Wir haben also einerseits einen sehr großen Transformationsprozess und andererseits hier eine Einrichtung, in der man an einer Idee gemeinsam mit einem Institut arbeiten kann. Daraus kann eine Neugründung oder einfach nur ein Projekt entstehen. Wir haben hier ein echtes Packende: Wir haben hier Ideen, Sachverstand und Erfahrung. Das ist ein echter Vorteil. Nachteil ist tatsächlich, dass die Fachhochschule hier aktuell nicht stattfindet. Das Gebäude ist zwar da, aber es ist leer. Das ist ein großer Punkt, an dem noch gearbeitet werden muss.
Jörg, du hast gesagt ihr habt jetzt mit dem Prototyp der Innovation Factory einen ersten Ansatz für die praktische Umsetzung gefunden. Was war bis hierher eher schwierig, was war leicht auf dem Weg zur Realisierung dieses Ortes?
Jörg: Der Ort ist relativ einfach. Schwierig ist der Spagat zwischen Wirtschafts- und Gründerförderung auf der einen Seite und der GmbH auf der anderen Seite. Wir sind als GmbH immer gezwungen, ausgeglichene Ergebnisse zu erreichen. Wenn wir auf eigene Kosten Personal und Flächen zur Verfügung stellen müssten und wenn man in den ersten paar Jahren nicht darstellen kann, dass das wirklich Ergebnisse abwirft, dann ist das schwierig. Jetzt haben wir den Vorteil, dass die Hauptgesellschafterin der EGC GmbH die Stadt Lüdenscheid ist, die sich selbst dem Thema verschrieben hat. Wir gehen davon aus, dass sie uns in den Bereichen, in welchen Eigenanteile nötig sind und wo Finanzierungslücken entstehen, unterstützt. Das ist ein klares Konzept von Wirtschaftsförderung. Ohne die Fördermöglichkeiten aus der Regionale heraus war das schwer darstellbar. Langfristig muss man schauen, wie es weitergeht, wenn man aus der Förderphase herauskommt. Da wird das Engagement des einen oder anderen Unternehmens nötig sein.
Julius: Der Förderprozess ist für mich herausfordernd. Da bin ich sehr froh über Jörgs Unterstützung. Die Anforderungen, die an uns herangetragen werden, widerstreben unserer sonstigen Arbeitsweise. Das gilt vor allem für die Langfristigkeit. Da muss man schon etwas Ausdauer mitbringen und man braucht viel Motivation. Von Meilenstein zu Meilenstein – das ist mühsam. Aus der Perspektive eines jungen Menschen ist es erschreckend, wie lange das dauert.
Arthur: Wenn mich jemand fragen würde, ob ich das nochmal machen würde, dann würde ich nein sagen. Wir sind ein Schnellboot. Wir passen uns schnell an. 4-5 Jahre Projektarbeit ohne Unterstützung der Stadt, das wäre so gar nicht möglich. Aber ich finde auch, wenn man Sachen angefangen hat, dann muss man sie auch zu Ende bringen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, seid ihr ja jetzt so weit, dass ihr in die Umsetzung kommt. Was sind jetzt aus eurer Sicht die nächsten Schritte?
Arthur: Ich stelle mir vor, dass wir ein POC (Proof of Concept) als Ergebnis haben und Projekte als Beispiele. Dass wir mit der Expertise aller Beteiligten attraktiv werden für andere Akteur:innen, mit welchen wir an weiteren guten Projekten konkret arbeiten können. Auf der Grundlage können wir dann unseren Antrag durch das POC besser qualifizieren. Wir haben das vorher immer wieder strikt getrennt, weil das sonst mit den Zuwendungen schwierig wird. Es muss aber jetzt bald ein agiler Prozess sein. Dann haben wir konkrete Prototypen. Ich freue mich total, dass wir jetzt zum ersten Mal konkret arbeiten werden. Da soll dann auch so eine Art Storytelling stattfinden. Man muss darüber erzählen, was da stattfindet, damit die Leute sehen, da passiert etwas. Dass die verstehen: Wenn ich eine konkrete Idee habe, dann kann ich mich da hinwenden, testen und mich mit Leuten austauschen.
Ganz herzlichen Dank für das spannende Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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