Innovationserfolg deutscher KMU: zufällig, passiv oder gar nicht? – Ein Blick auf eine Studie zu innovativen Milieus

Milieu: Oft gemeint ist das soziale Umfeld, gerne aber auch Rotlichtmilieu oder Wundmilieu. Und da der Lieblingspräfix des Innovationsarbeiters jedes Wort schöner klingen lässt, gibt es nun also auch ein Innovationsmilieu. Das matrix-Innovationsteam ordnet die aktuelle Studie der IW Consult ein.

Sieben „Innovative Milieus“ hat IW Consult in einer aktuellen Studie im Auftrag der Bertelsmannstiftung identifiziert. Von besonders erfolgreich und planvoll innovativen bis hin zu nicht-innovativen Unternehmen definiert die Studie diese sieben Unternehmenstypen mit jeweils ähnlichen Innovationsaktivitäten und zeigt auf, an welchen Stellschrauben Unternehmen für einen hohen Innovationserfolg [1] drehen müssen. Die Untersuchung umfasst rund 1.000 Unternehmen [2] aus dem Industrie- und Dienstleistungsverbund und beleuchtet innovationsrelevante Merkmale wie beispielsweise Innovationskompetenz, Innovationskultur sowie interne und externe Vernetzung.

Innovationserfolg deutscher KMU

Sechs Prozent der Unternehmen zählen zu den Technologieführern

Als Klassenbeste gehen aus der Untersuchung die sogenannten „Technologieführer“ hervor: Eine kleine Gruppe (6%) von Unternehmen, vornehmlich Hochtechnologie-Entwickler aus Chemie-, Pharma-, Kunststoff- oder Metall-/Elektroindustrie, mit starkem Fokus auf Wissenschaft, F+E, und kontinuierlicher technologischer Neuentwicklung.

Die untere Hälfte der Skala wird dominiert [3] von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – und diese Gruppe zeigt zumindest laut Studie einen eher geringen Innovationserfolg. Demnach ist das gemeinsame Merkmal der drei weniger erfolgreichen Milieus („Passiver Umsetzer“, „Zufälliger Innovator“ und „Unternehmen ohne Innovationsfokus“) eine unstrukturierte bis nicht-ausgeprägte Innovationsstrategie.

How to…Innovationserfolg, wenn wir kein Technologieführer sind?

Weil wir bei matrix die KMU-Brille eigentlich am liebsten aufsetzen, wollen wir uns also anschauen, was wir insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen ableiten können.

Die größte Gruppe der innovationserfolgreichen Unternehmen stellen nicht die Technologieführer, sondern die „disruptiven“ und „kooperative Innovatoren“ dar. Junge IT-/Tech-Unternehmen und unternehmensnahe Dienstleister, welche sich zum einen auszeichnen durch Offenheit für Neues und Mut zu radikalen Innovationsprojekten. Zum anderen pflegen diese Unternehmen eine partizipative und kollaborative Unternehmenskultur, die alle Mitarbeiter mitnimmt, einbindet und Teamarbeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit fördert – Werte, die man gerne innovativen Startups und digitalen Vorreitern zuschreibt.

Die Essenz daraus – Offenheit, Partizipation und Kollaboration – lässt sich anhand von beispielsweise Open Innovation, Co-Creation und Digital Product Design auch auf den individuellen Bedarf von KMU zugeschnitten einsetzen, um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die ein tatsächliches Kundenbedürfnis bedienen und so nachhaltig am Markt erfolgreich sind.

Den Innovationserfolg fördern:

Wenn wir unsere Kunden neben der Entwicklung von passgenauen Innovationsstrategien auch beim internen Kompetenzaufbau unterstützen, ist es für uns nicht nur wichtig, dass wir anwendungsnahe und praktische Methoden weitergeben, sondern auch, dass die unternehmensinternen Innovationsteams idealerweise heterogen zusammengestellt sind – um alle nötigen Ressourcen zu nutzen und einen kontinuierlichen Innovationsprozess zu etablieren, der vom ganzen Team getragen wird.

Und dann gibt es noch das Bindeglied zwischen innovationsstarken Unternehmen, die (Technologie-, Kooperations-, Innovations-) Grenzen überwinden, und den weniger innovationserfolgreichen Milieus: eine kleine Gruppe „konservativer Innovatoren“ mit mittlerem Innovationserfolg. Diese ebenfalls meist großen Unternehmen haben zwar eine starke F+E-Orientierung und entsprechende IP, allerdings eher unstrukturierte Innovationsaktivitäten und keine ganzheitliche Innovationskultur. Eigenschaften, die sie durchaus mit den weniger innovationserfolgreichen Unternehmen gemeinsam haben. Zudem neigen sie zur Bildung von Wissenssilos und starren Hierarchien, was wiederum interne und externe Kollaboration und Vernetzung verhindert.

Auch ein blindes Huhn hat Markterfolg

Die „passiven Umsetzer“ der Studie betreiben von sich aus keine Innovationsaktivitäten, haben daher auch einen Mangel an unternehmensinterner Innovationskompetenz, werden allerdings von außen, von ihren Kunden, zu neuen Entwicklungen und Verbesserungen angeregt. Die „zufälligen Innovatoren“ sind in ihren Innovationsaktivitäten relativ unstrukturiert und innovieren eher durch „Trial and Error“. Das Schlusslicht, Unternehmen ganz ohne Innovationsfokus, betrachten Innovationen als nicht-wettbewerbsrelevant. Die Autoren der Studie sprechen hier charmant von einem ewigen Kreislauf aus Nicht-Innovieren-Wollen und -Können.

Erfolgshindernisse:

Und? Zu welchem Milieu gehören Sie?

In unserem Beratungsalltag erleben wir, dass Mittelstand und KMU ihre Zukunftsfähigkeit aus ihren sehr intrinsischen Stärken heraus sichern. Zu diesen zählen Offenheit für neue Technologien, gute Vernetzung mit ihren Kunden (der Grundstein für erfolgreiche Co-Creation, d.h. Entwicklung nah am Kunden), das Navigieren in einem angespannten Wettbewerbsumfeld und gute Sicht auf Konkurrenz und Markposition. Aufbauend auf den Kernkompetenzen eines Unternehmens können dann innovationsfördernde Faktoren gut gestärkt werden – etwa durch die Einführung eines systematischen Innovationsmanagements, anwendungsorientierten Innovationsmanagement-Trainings, die Entwicklung einer nutzerfreundlichen Innovationsstrategie oder auch die Öffnung nicht nur für neue Technologien, sondern auch für neue Formen der Zusammenarbeit – mit Kunden, Startups, Forschung oder anderen Unternehmen.

Die Autoren der Studie präsentieren übrigens auch Handlungsempfehlungen für Unternehmen der verschiedenen Milieus, welche in einem Design-Thinking-Workshop mit Innovationsexperten u.a. der IW Consult, Bertelsmann Stiftung und Fraunhofer ISI erarbeitet wurden.

Falls Sie sich fragen, ob das auch individuell für Ihr Unternehmen geht – rufen Sie uns doch einfach einmal an. Wir tragen nicht nur gerne die Brillen unserer Kunden, sondern reden auch ganz gerne mit ihnen.

Für alle, die es digital mögen: Wir haben auch E-Mail und einen digitalen Innovationsfähigkeits-Check mit individueller Auswertung.

Ansprechpartnerin

Dr. Anna Czeschik
T: 0211-75707-48
innovationsberatung@matrix-gmbh.de


[1] „Innovativer Output“ in Form von eingeführten Produkt-, Organisations- und Marketinginnovationen

[2] 867 KMU, 123 größere Unternehmen, 109 Startups (jünger als 10 Jahre)

[3] bis 98,8%